Mit der synthetischen Biologie haben sich neue Wege der Zellforschung ergeben. Man ist nicht mehr ausschließlich auf vorhandene Funktionen angewiesen, sondern kann eigene biologische Systeme schaffen. Das ist nicht unproblematisch und wirft ethische Fragen auf. Solange sich die biosynthetischen Zellen auf Computermodelle und Petrischalen beschränken, geht keine Gefahr von ihnen aus. Wenn aber solche Konstrukte in lebendige Organismen eingebracht werden, wird man auch über die Konsequenzen nachdenken müssen. Es geht hierbei weniger um das Ein- und Ausschalten von Genen als darum, völlig neue Funktionen oder sogar neue Zellformen zu schaffen, die bisher nicht existierten.
Erbsubstanz als Datenträger
Schon jetzt kann man mit solchen synthetischen Organismen Ethanol produzieren und aus der DNA einen Datenspeicher machen. Das Problem sind weniger die Funktionen als die Nebeneffekte, die entstehen können. Ein Feld der Forschung ist die Mutationsrate von solchen Systemen, wenn sie evolutionären Prozessen ausgesetzt sind. Denn so, wie sich unsere bestehenden Funktionen im Laufe der Evolution verändert haben, können auch die Kunstorganismen mutieren, und wir wissen nicht in welche Richtung dies geschehen wird. Außerdem kann die neue Technik natürlich auch genutzt werden, um biologische Waffen zu schaffen.
Ein weiteres Feld ist die Offenheit der Forschung. Wenn man davon ausgeht, dass Biologie und auch andere Wissenschaften der Menschheit nutzen können, ist es notwendig, dass synthetische Biologie, vor allem aber die damit verbundene Technologie, auch allen zur Verfügung steht. Ein Ansatz sind offene Protokolle, wie man sie aus der Softwareentwicklung kennt. Ein Projekt, die Open Wetware, stellt bereits Module der synthetischen Biologie allen interessierten Wissenschaftler frei zur Verfügung. Außerdem bieten offene Protokolle dem wissenschaftlichen Nachwuchs mehr Möglichkeiten, selbst zu forschen. Solche Biohacker können damit nicht nur neue Modelle entwickeln, sondern diese dann auch wieder der wissenschaftlichen Forschungsgemeinschaft zur Verfügung stellen. Je offener die Forschung ist, umso mehr kann sie sich auch einer Diskussion um ihre Grenzen stellen. Dabei geht es vor allem um Versuche, die im menschlichen Körper gemacht werden.